von Kerstin Scholl
Am Mittwoch, den 07.11.2018 hatten wir Besuch aus Leeds, England. Judith Rhodes war als Zeitzeugin bei uns zu Besuch und berichtete von ihrer Mutter, Ursula Michel, die im August 1939 mit einem der letzten Kindertransporte aus Deutschland nach England ausreisen konnte.
Ihre jüngere Schwester Lilli (die Tante von Judith Rhodes), konnte nicht nach England fahren, da die Familien meist nur ein Kind per Kindertransport schicken durften. Der Abschied am Bahnhof Mannheim war ein Abschied für immer. Die Eltern und ihre jüngere Schwester wurden in Konzentrationslagern umgebracht. Als Judith dann vor einigen Jahren von den Stolpersteinen erfuhr, war es ihr ein großes Anliegen, dass ihre Eltern und ihre Schwester einen Stolperstein vor dem ursprünglichen Wohnhaus der Familie in Ludwigshafen erhalten. Durch den Kontakt mit der Initiative „Ludwigshafen setzt Stolpersteine“ enstand dann auch ein Film über das Leben von Ursula Michel, in dem Judith Rhodes auch ein Interview gab.
Bevor die Klassen 10a und 10b mit ihren Klassenlehrerinnen Fr. Laxa und Frau Miranda-Moraga Judith Rhodes Fragen stellen konnten, sahen sie sich den eindrucksvollen Film „Koffer gepackt und überlebt“ gemeinsam an. Nach dem Film waren viele Schülerinnen und Schüler erst einmal bewegt von dem, was sie gesehen hatten. Aber darauf war Judith Rhodes vorbereitet, da sie schon seit einigen Jahren als Zeitzeugin an deutschen, aber auch an englischen Schulen unterwegs ist.
Frau Scholl, die über Frau Kleinschnitger von der Initiative „Ludwigshafen setzt Stolpersteine“ den Kontakt zu Frau Rhodes herstellen konnte, moderierte die Veranstaltung und übersetzte teilweise einige Fragen bzw. Antworten.
Die gestellten Fragen waren sehr interessant, so wollten die Schülerinnen und Schüler wissen, ob die Mutter von Judith Rhodes viel über die Zeit in Deutschland berichtet hatte, ob sie wieder nach Ludwigshafen gereist sei, wie das Verhältnis von Ursula Michel zu Deutschen war und wie das Verhältnis von Judith Rhodes zu Deutschland sei. Auch, ob man zu Hause in England Deutsch gesprochen habe aber auch, was Frau Rhodes vom drohenden Brexit halte wurde gefragt. Sehr beeindruckt waren die Abschlussschüler von dem kleinen Koffer, den Judith mitgebracht hatte und der fast identisch mit dem Koffer war, den Ursula Michel bei ihrer Reise nach England dabei hatte. Nach 90 Minuten Gesprächsrunde auf Englisch konnten die 10. Klässler noch in einer Klassenleiterstunde den Besuch nachbereiten während Frau Scholl Judith Rhodes zu ihrer nächsten Zeitzeugen-Station brachte, ins Edith Stein Gymnasium nach Speyer.
Wir waren alle sehr beeindruckt von dem Besuch. Judith erklärte sich auch gerne bereit, falls noch Fragen aufkommen sollten, diese über den Kontakt mit Frau Scholl (Verantwortliche für die Gedenkarbeit an der RS+ Dudenhofen) zu beantworten.